Gemeinderat Bern windet sich in der Flughafen-Frage     (Berner Zeitung vom 6.5.2019)

Die Stadt Bern befindet sich im Klimanotstand. Ausgerufen hat ihn vor zehn Tagen der Gemeinderat höchstpersönlich. Zu symbolträchtiger Zeit - 11.55 Uhr! - trat das Gremium in corpore vor die Medien und kündigte 22 Massnahmen an, die laut Stadtpräsident Alec von Graffenried «alle Bereiche des städtischen Lebens» betreffen und «drastisch» sein werden - von der Halbierung der Zahl öffentlicher Parkplätze bis zum Flugverbot für Verwaltungsangestellte.

Alle Bereiche? Nicht ganz. In einer bedeutenden Frage drückt sich die Stadtberner Regierung bis heute um eine klare Antwort. Die Stadt Bern ist direkt und indirekt am grössten Flughafen des Kantons beteiligt. Sie besitzt 3,5 Prozent der Aktien der Flughafen Bern AG und stellt der Flughafenbetreiberin auch das Areal im Baurecht zur Verfügung. Dafür erhält die Stadt jährlich rund 225000 Franken Baurechtszins.


Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie von WWF Schweiz zeigt, ist ein Engagement im Flugverkehr aus klimapolitischer Sicht besonders heikel. «Ein einziger Urlaubsflug kann das Klima stärker aufheizen als ein Jahr lang Auto fahren und das Haus mit Erdöl heizen zusammen», heisst es in der Studie. Der Flugverkehr sei heute einer der am schnellsten wachsenden Verursacher von Treibhausgasen. «In der Schweiz wird er mittelfristig zum klimaschädlichsten Sektor überhaupt.»